2023 Sommerkonzert

Contrabass in Concert

am 24. Juni 2023 um 20 Uhr
in der Kreuzkirche Reutlingen

am 25. Juni 2023 um 18 Uhr
in der Zwölf-Apostel-Kirche Metzingen-Neuhausen


  Plakat Flyer Programm 

Johann Carl Ditters von Dittersdorf (1739 -1799):  Sinfonia concertante D-Dur für Viola und Kontrabass
Daniel Sundy (geb. 1979): Concerto for Contrabass and Strings
Daniel Sundy: Suite for Strings

Oliver Bensch, Viola
Daniel Sundy, Kontrabass

Leitung: Oliver Bensch

Sinfonia concertante D-Dur für Viola und Kontrabass

Dem Kontrabass und der Bratsche werden in der klassischen Musik üblicherweise nur Begleitstimmen zugedacht. Völlig zu unrecht, wie damals Johan Carl Ditters von Dittersdorf wohl empfunden haben muss, so dass er gerade diesen beiden Instrumenten die Solorollen in seiner Sinfonia concertante widmete.
Am 2. November 1739 in Wien geboren achteten die Eltern früh auf eine gute Bildung von Dittersdorf so dass er bereits mit sieben Jahren das Violinspiel erlernte und sich dabei rasch entwickelte. So wurde er schon mit 12 Jahren Kammerknabe in der Hofhaltung des Prinzen von Sachsen-Hildburghausen. Sein dortiger Geigenlehrer Trani ermunterte ihn zur Komposition eigener Kadenzen, Kompositionsunterricht genoss er bei dem Opernkomponisten Giuseppe Bonno.
Beim Wiener Hofopernorchester lernte er die italienische Opernliteratur kennen und reiste bald mit Christoph Willibald Gluck nach Bologna, wo er als Violinvirtuose große Erfolge feierte. Dittersdorf reiste viel und gab dabei Gastspiele in Berlin oder Wien und spielte gelegentlich Streichquartett mit Haydn, Mozart und Vaňhal, was nicht ohne Einfluss auf seine Kompositionen geblieben sein dürfte.
Ludwig Streicher, erster Kontrabassist der Wiener Philharmoniker, entwickelte eine eigene Bogenhaltung, um den besonderen Ausdruck so schwieriger Stücke wie denen von Dittersdorf wiedergeben zu können. Auf Grund seiner herausragenden Spieltechnik nannte man ihn auch „Paganini des Kontrabasses“ oder „Tausendfinger“. Die Sinfonie Concertante ermöglicht dem Kontrabass große Expressivität und erfordert eine hohe Spielfertigkeit. Die Kompositionen Dittersdorfs gehören zur Pflichtliteratur professioneller Bassisten.
1773 wurde Carl Ditters von Kaiserin Maria Theresia unter dem Namen Ditters von Dittersdorf geadelt, um seine Ernennung zum Amtshauptmann von Freiwaldau zu ermöglichen.
Ditters wurde von verschiedenen Dienstherren unterstützt, so auch vom Bischof von Großwardeln, wo er 1766 die Konzertante Sinfonie D-Dur komponierte. Als Nachfolger von Michael Haydn führte er in seinem Orchester Neuerungen, wie die Wiener Methode sitzend zu spielen und ebenfalls die bis dahin wenig gebräuchliche Klarinette ein. Zu weltlich fand Maria Theresia, so ging die Reise weiter zum Fürstbischof von Breslau.

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Concerto for Contrabass and Strings, 2010

Foto: Karl Scheuring

Von der Romantik geprägt ist Daniel Sundys Concerto for Contrabass and Strings, mit dem der in Reutlingen lebende Bassist das expressive Potenzial  und den großen Tonumfang bei unseren Konzerten vorstellen wird. Anstelle wie oft üblich, ein bestehendes Werk für den Kontrabass zu bearbeiten, wollte Daniel Sundy ein eigenständiges Stück für Bass komponieren, und stellte sich dabei die Frage: Wie hätten Dvořák, Tschaikowksy, Sibelius oder Elgar wohl ein Werk für den Kontrabass komponiert?
So ist das „Concerto for Contrabass and Strings“ auch ganz klassisch in drei Sätze mit modalen Tonarten gegliedert.  Höchst lyrisch die ersten zwei Sätze, um den großen Tonumfang des Instruments darstellen zu können. Das Rondo, das ich gern den Balkan-Blues nenne, zeigt dann v.A. die Virtuosität des Kontrabasses in den tiefen wie auch den hohen Lagen.
Entgegen der sehr häufigen Praxis, den Kontrabass in „scordatura“ also einen ganzen Ton höher zu stimmen, wollte ich den „echten“ Klang des Kontrabasses als Soloinstrument darstellen. Dieser wird also in Orchesterstimmung gespielt“ so Daniel Sundy.

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Suite for Strings, 2011

Angeregt durch die „Geräusche“ einer Großstadt entstand im folgenden Jahr die Suite for Strings: „Garage Band“ ist der Sound einer Rock Band, die eben in der gegenüberliegenden Fabrikhalle probt. „Intermezzo“ dann die Oase der Ruhe beim nächtlichen Spaziergang durch den Park. „Ich stelle mir vor, wie ein Paar nachts durch den Park spaziert und den Klängen des Nachthimmels lauscht“. Bei „D.J.“ überlappen sich Rhythmen und Samples, die sich zu einem melodischen, rhythmischen Tanz aufbauen. Dann der Mix der Musik verschiedener Straßenmusiker, wenn man durch eine Fußgängerzone geht. Bei „Buskers“ mischt sich osteuropäische Rhythmik mit westeuropäischer Melodik, wenn Musiker an verschiedenen Stellen ein klassisches Menuett oder einen Walzer spielen.
Das Leitmotiv steht jeweils am Ende eines Satzes, verbindet alle Sätze miteinander und drückt eben auch aus, dass der Passant jetzt genug von dieser Musik gehört hat und es Zeit ist, weiterzugehen.

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Daniel Sundy wurde 1979 in San Diego, Kalifornien geboren. Mit zwölf Jahren begann er Kontrabass zu spielen, lernte Jazz-Theorie und E-Bass. Bereits als Teenager trat er in Rock- und Heavy Metal Bands, Jazz-Combos und Bigbands wie auch in Jugendorchestern oder dem klassischen Streichquartett auf. Bereits mit sechzehn führte Daniel Sundy eigene Kompositionen auf.

Foto: Archie MacFarlane

Sundy studierte an der Idyllwild Arts Academy, dem San Francisco Conservartory of Music und an der Musikhochschule Freiburg.
Er spielte in verschiedenen Orchestern rund um San Francisco und vielen anderen wie dem SWR Radio-Symphonie-Orchester oder dem Stuttgarter Kammerochester. Neben seinem klassischen Musikstudium, fand er auch immer Zeit und Freude an Klezmermusik, die er in verschiedenen Ensembles, sowohl in San Francisco als auch hier in Deutschland professionell zu Gehör brachte.
Und dennoch liegt seine eigentliche Leidenschaft beim Komponieren, was er bei Conrad Susa und Elinor Arner studierte und wofür er vom Konservatorium in San Francisco mit dem Theodor-Presser-Preis ausgezeichnet wurde.
So führte ihn auch der Kontakt zum Metzinger Kammerorchester rein zufällig zu einem weiteren Kompositionsauftrag. Dieses probte gerade Andreas Tarkmanns „Verlorene Melodie“, bei der Daniel Sundy den Part des ‚Großvaters der kleinen Geige’ mit seinem Kontrabass übernahm. Bei der Generalprobe seines Stückes war der Stuttgarter Komponist Tarkmann anwesend, traf dort auf Sundy und da er noch Komponisten für Liepes Projekt „Goldberg Reflections“ suchte, war man sich schnell über die Kooperation einig.
Niklas Liepe, 30-jähriger Saitenvirtuose aus Göttingen, gehört zu jenen, die der Klassik neue Hörer erschließen wollen. Unter dem Titel „Goldberg Reflections“ setzen sich elf Komponisten, darunter Sundy, in eigenen Stücken mit Bachs Meisterwerk auseinander. Spiegeln es in Rock, Jazz, Pop, Neuer Musik.
Von der Klassik die Fühler zu Rock, Pop, Jazz auszustrecken, dafür ist Daniel Sundy genau der Richtige – hat er doch in all diesen Musikstilen ausgiebige Erfahrung.
Sein Vorteil: Er hatte sich schon vorher viel mit Bachs Goldberg-Variationen beschäftigt. Die Schwierigkeit: Wie kreiert man ein neues Stück, ohne sich mit Bach und seinen 30 Variationen zu doppeln, oder mit den anderen zehn Komponisten? Der Kniff: Er ging nicht von der Melodielinie aus, sondern von dem bei Bach sich stets wiederholenden Bassgerüst. Das sei fast so wie die Akkordfolge bei einem Popsong, erklärt Sundy.
Seine acht Variationen führen dieses Harmoniegerüst mal „à la Ravel“ in impressionistische Gefilde, mal entwickelt sich eine kontrapunktische Samba, dann Rock, R’n’B und Jazz.
Der Dirigent von Liepes CD-Aufnahme Jamie Phillips dirigierte dann auch die WPO Reutlingen, und Sundy brachte ihn zum Flughafen: Wertvolle Zeit, um sich über die CD-Einspielung zu unterhalten.
Und natürlich sei das ein Auszeichnung für ihn, als Komponist mit Niklas Liepe und der NDR Radiophilharmonie zusammenarbeiten zu dürfen, bei einem Projekt, hinter dem ein Plattenriese wie Sony steht.
Dass Sundy komponiert, blieb natürlich auch dem experimentierfreudigen Dirigenten des Metzinger Orchesters nicht lange verborgen, und so entwickelte sich aus dem Engagement: „Großvater der kleinen Geige“ dann ein ganz neues Projekt.
Daniel Sundys „Concerto for Contrabass“ und die „Suite for Strings“ ergänzt durch die „Sinfonia Concertante für Viola und Kontrabass“ vom Mozart-Zeitgenossen Carl Ditters von Dittersdorf. Zur Freude Sundys: “Wann bekommt man als Komponist schon mal ein ganzes Konzert gewidmet?“.

Originaltext: Armin Knauer · Der Bassmann als Tonschöpfer · GEA Reutlingen 12.08.20
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Foto: Martin Bock

Oliver Bensch, geb. 1964. Studium Violine/Viola an der Musikhochschule Hannover (u.a. bei Roman Nodel und Oscar C. Yatco). Dirigieren bei Gudni Emilsson in Trossingen und Wolfgang Heinz, Stuttgart. Europaweite Tourneen als Geiger und Bratscher in verschiedenen Ensembles/Orchestern sowie Teilnahme u.a. bei den Festivals in Salzburg, Millstadt, Bregenz, Hersfeld und Ludwigsburg. Mitwirkung bei Produktionen der Staatstheater in Hannover, Braunschweig und Innsbruck. Gründer und Konzertmeister des     „Orchester op.7“ in NRW. Umfangreiche Studioarbeit und Mitwirkung bei CD-Produktionen (u.a. Randy Crawfort und Elsbeth Moser). 1999 – 2012, Leiter einer Geigen/Bratschen-Klasse an der. und  Dirigent der „Jungen Sinfonie“ JMS Freiberg/N. Seit 2006 künstlerischer Leiter des Kammerorchester Metzingen. Gastdirigent bei Orchestern im süddeutschen Raum. Ab dem  Wintersemester 2012 hauptamtlicher Dozent für Violine/Viola, Dirigieren, Kammermusik und Gehörbildung an der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg.

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