Was beim Treffen der Vereine erfragt wurde

Dirigent Oliver Bensch steht Rede und Antwort.

Oliver Bensch im Konzert in der Stadthalle – Foto: Thomas Kiehl

Warum heißt dieses Metzinger Orchester „Kammer“ – Orchester?
In früheren Zeiten spielten kleinere Gruppen von Instrumenten in den privaten Räumen der Obrigkeit, den fürstlichen Kammern. Daher kommt der Name „Kammerorchester“. Oft waren es nur ein paar Geigen, Bratschen, Celli und ein Kontrabass.

Wie wählt der Dirigent, der musikalische Leiter, die Musikstücke für ein Konzert aus, für ein Herbstkonzert, ein Frühlings- oder ein Kinderkonzert?
So ein Laienorchester ist wie eine Mannschaft, die fortwährend trainiert. Für musikalische Profi-Literatur müsste sehr viel Übungszeit aufgewendet werden. Die Stücke, die gespielt werden, sollen spiel- und machbar für das Orchester sein, aber andererseits schon ein gehobeneres Niveau haben und womöglich nicht schon allzu bekannt sein. Kinder- und Familienkonzerte bieten Anknüpfungspunkte für Kinder und sind etwas lockerer, weil dabei auch gesprochen und erzählt wird.

Warum sind bei den Konzerten des Kammerorchesters oft keine Bläser dabei?
Konzerte ohne Bläser bieten eine größere Auswahl an spielbarer Musik-Literatur. Wenn wir Bläser oder einen Chor benötigen, haben wir in Metzingen viele Kontakte zu anderen musikalischen Vereinen.

Manchmal heißt es, das Kammerorchester sei „elitär“. „Elitär“ heißt „zu einer Elite gehörend“, „ausgewählt“ oder auch „arrogantes, dünkelhaftes, überhebliches Benehmen“. Was ist da dran?
„Klassik“ wird oft gleichgesetzt mit „Luxus“, was dann sofort als überheblich eingeschätzt wird. Das Mitspielen in einem Orchester setzt zwar jahrelange Vorarbeit auf einem Instrument voraus, andererseits ist die Musizierarbeit heute in den Schulen und Musikschulen für alle zugänglich. Unser Kammerorchester Metzingen würde ich nicht als elitär oder überheblich bezeichnen.

Wenn man im Kammerorchester Metzingen mitspielen will: muss man vorspielen?
Nein, niemand muss vorspielen! Jeder ist herzlich eingeladen. Eine gesunde Selbsteinschätzung ist notwendig.

Was für eine Verbindung besteht zwischen Kammerorchester und Musikschule?
Wir dürfen bei Bedarf im Pavillon der Musikschule proben. Einige Konzerte haben wir schon gemeinsam veranstaltet, z.B. 2010 “Beethoven in der Karibik“ oder 2015 mit Solisten aus dem Jugendsinfonieorchester in der Bonifatiuskirche in bewährter Zusammenarbeit zwischen den Dirigenten Bruno Seitz und Oliver Bensch. Instrumente wie Pauken und anderes Schlagwerk können ausgeliehen werden. Einige unsere Mitspieler haben ihr Instrument bei Lehrern an der Musikschule erlernt.

Vor vielen Jahren wurde in den Räumen der Musikschule mit dem früheren Leiter Hans-Dieter Holzschuh als Gastgeber der „Landesverband Baden-Württembergischer Liebhaberorchester“ gegründet, der LBWL, in dem auch das Kammerorchester Metzingen Mitglied ist.

Gibt das Kammerorchester Metzingen auch Konzerte außerhalb von Metzingen?
Ja, neben dem großen Herbstkonzert am dritten Wochenende im November spielt das Kammerorchester im Frühjahr gerne bei Menschen, die nicht ins Konzert kommen können: beispielsweise am Muttertag im Altenheim Metzingen, bei Menschen mit Behinderung in Buttenhausen oder in der Schwalbenstadt Dettingen, zur Begleitung bei Festlichkeiten von Chören in Gomaringen, Owen/Teck oder in Dettingen. Regional bekannte junge Künstler treten solistisch in einstündigen Konzerten beispielsweise in Köngen oder in Göppingen „Kultur in der Kirche“ auf. Wir haben beim Landesmusikfest 2017 in Horb am Necker gespielt; und last but not least waren wir 1988 in Hexham bei der Gründung der Städtepartnerschaft mit dabei.

Kann ein Orchester auch ohne Dirigenten spielen? Was sind die Aufgaben eines Dirigenten? Wie ist der Umgang mit den Musikern?
Im Prinzip kann ein Orchester ohne Dirigenten spielen, früher war das sogar üblich. Aber ab einer gewissen Größe des Orchesters ist es nicht mehr möglich. Die wichtigste Aufgabe des Dirigenten ist das wöchentliche Proben und Üben und dabei: Hören, Hinweise geben, den Rahmen schaffen, das Ganze leiten.

Was treibt den Dirigenten Oliver Bensch an, jeden Donnerstag mit dem Zug die Fahrt von Stuttgart nach Metzingen auf sich zu nehmen, um mit dem Orchester zu proben?
Ich probe gerne, ich feile gerne an den Feinheiten und verbessere gerne den Klang. Musik machen heißt Erfahrungen machen. Das Miteinander ist nett, es gibt kein Konkurrenzdenken, es ist ein authentisches, sehr schönes mitmenschliches Arbeiten.

Welche Fähigkeiten muss ein Dirigent mitbringen? Gibt es sowas wie einen „Trainerschein“?
Ja, es ist wie ein Trainer; und ein Dirigentenstudium wie auch Instrumentenkenntnis sind gute Voraussetzungen, ebenso wie menschliche und psychologische Fähigkeiten, um mit der Gruppe zu kommunizieren.

Wann wurde das KoM gegründet?Im Jahre 1971,   und das heißt, dass wir in diesem Jahr 2021 unser 50. Jubiläum feiern!  Hoffentlich kann – trotz aller Corona-Einschränkungen –  unser Jubiläumskonzert am Sonntag, 21. November 2021 in der Stadthalle Metzingen stattfinden!

Die Probe macht Freude – Foto: Thomas Kiehl

Annegret Bahnmüller, Annemarie Sauerwald, Viola Ambacher, Manfred Kriessler, Rosemarie Bürker, Verena Dietsch (von links)