Was uns im Kammerorchester Metzingen gefällt

Dr. Thomas Brocke, Violoncello:
Was mich in das Orchester gezogen hat, war die Aussicht immer wieder auch mal für mich musikalisches Neuland zu betreten.
Was mich nun seit vielen Jahren im Kammerorchester Metzingen hält, ist einerseits die überaus kompetente und unterhaltsame Reiseleitung auf neuen und auch etwas ausgetreteneren Pfaden, andererseits die vielfältige und überaus sympathische Reisegesellschaft.

2012 Probe in Bittenhalde – Foto: W. Honigberger

Corinna Magdalena Koller, Violoncello:
Seit ich 16 Jahre alt bin, wünschte ich mir, Cello spielen zu dürfen. Mit 40 habe ich mir diesen Traum endlich selbst erfüllt, mir das Geld für ein eigenes Cello erspart und Unterricht genommen. Jeden Tag habe ich nun 2 bis 4 (bis 6) Stunden geübt. Oft nachts, denn am Tag habe ich meine 4 Kinder und 2 Pflegekinder versorgt.
Warum, fragt man sich da doch, oder?
Ich sage es Ihnen:
Als Klavierspielerin, die ich also immer im musikalischen Alleingang unterwegs war, habe ich mir heiß und innig gewünscht, einmal in meinem Leben ein unersetzbares kleines Rädchen als Teil eines GANZEN sein zu können. Das heißt, ein großes Werk der Musik zu spielen, was ich alleine nie könnte. Eine Sinfonie, ein Concerto, eine Suite, eine Serenade…, kurz: ein Orchesterwerk mit seinen wundersamen und herrlichen Klängen und Klangfarben.
Das Cello hat einen riesigen Stimmumfang und daher eine herrliche Position im Orchester.
Basis, Klang-Teppich, aber auch melodiöse Klangvielfalt.
Als ich mich nach 12 Jahren endlich soweit bereit zu sein fühlte, ging ich auf die Suche nach einem Orchester. Habe in verschiedenen kleinen und großen Orchestern hospitiert und einige Phasen mitgespielt…. hier und dort.
Was soll ich sagen? Es muss halt auch von der Intention her und menschlich passen.
Man muss sich willkommen fühlen, mit den anderen Orchestermitgliedern einen Organismus zu bilden. KEINE Konkurrenz an den Pulten habe ich gesucht, sondern ein MITEINANDER.
Eine Empfehlung brachte mich von Tübingen nach Metzingen.
Und da wurde ich vor gut 10 Jahren nun fündig:
Eine Gruppe von Menschen aller Altersstufen empfing mich aufs Herzlichste.                    Die 1. Vorsitzende, Susanne Kohler, begrüßte mich freundlich vor der gesamten Mannschaft!
Bereits nach der 2. Probe hatten mir die Celli schon meinen „Spiel-Platz“ hergerichtet und ich fühlte so viel freundliches Entgegenkommen, dass ich ganz bewegt war.
Man begrüßt sich hier mit Umarmungen!
Dazu kommt natürlich unbedingt auch noch, dass genau dieses menschlich so vielfältige, herzliche und offene Orchester mit Oliver Bensch einen Dirigenten hat, der unfassbar kompetent und detailliert mit uns probt und uns dabei oft mit seinen Anregungen, humorvollen Bemerkungen oder Vergleichen zum Lachen bringt.
DAS ist kreative und förderliche Probenatmosphäre!
So macht es viel Freude, zu üben, an manchen schwierigen Passagen über sich hinaus zu wachsen und immer besser zu werden zu Ehren der Musik aus verschiedenen Epochen, die wir dann in abwechslungsreichen und spannenden Konzerten zu Gehör bringen.
Da geht dann nach dem Stimmen der Instrumente backstage in freudiger Spannung ein Geraune durch die festlich gekleidete Gruppe:  „….viel Glück, gutes Gelingen euch allen!!!“
Unsere Cellogruppe trifft sich seit Jahren sogar privat zu Cello-Ensemble-musik (und leckerem Essen danach!), denn wir sind nicht nur Orchestermitglieder, sondern Freunde geworden.
Ich bin glücklich und dankbar, diesem Streichorchester, dem Kammerorchester Metzingen, anzugehören. Ich habe meinen Platz gefunden!

Wie sagt Franz Grillparzer so schön:
“ Vier arme Saiten!
Es klingt wie ein Scherz,
Für alle Wunder des Schalles.
Hat doch der Mensch nur ein einzig Herz
Und reicht doch hin für alles!“
aus F. Grillparzer, Gedichte/Epigramme, 1860

Beate Reinhardt, Violine:
Das Musizieren im Kammerorchester Metzingen bedeutet mir scheints doch was: den Geigenkasten habe ich vor kurzem schon mal aus der hintersten Ecke rausgeholt; muss aber noch sehen, in welchem Zustand der Inhalt die Jahre überstanden hat. Damals, als ich nicht mehr spielen konnte, war ich so frustriert, dass ich den Kasten nicht mehr angefasst habe (– bis klar war, dass ein Hörsturz der Grund war).

Oliver Bensch, Dirigent:
Ich leite das Kammerorchester Metzingen und bin verantwortlich für die Programme der Konzerte. Die Programmgestaltung ist für mich ein besonderes Anliegen, da sie – neben einer interessanten und vielfältigen Auswahl an Stilen, Epochen und Komponisten – auch die Möglichkeiten und Grenzen eines Laienorchesters im Blick behalten muss.
Dabei kann ich immer auf die vorurteilsfreie Bereitschaft des Orchesters bauen, meinen mitunter ungewöhnlichen Ideen mit größtem Engagement zu folgen. Diese Offenheit und Begeisterung sind für mich Inspiration und Verpflichtung und zudem die beste Voraussetzung für eine intensive und vergnügliche Probenarbeit. Dazu besteht in Metzingen eine unkomplizierte und fruchtbare kollegiale Zusammenarbeit und Vernetzung zwischen den musikalischen Institutionen und Musikern, die nicht hoch genug einzuschätzen ist und die ich nicht als Selbstverständlichkeit betrachte.

Susanne Kohler, Viola:
Wie schön ist es, nach des Tages Arbeit das Instrument in die Hand zu nehmen und mitspielen zu dürfen, abzuschalten, nur noch Freude an der Musik zu fühlen. Und wenn es dann in der Probe auch noch etwas zu lachen gibt …

Hier aus Erinnerungen von Werner Fitz, Violine, zum Beispiel in den Proben mit Hannes Schmeisser:
Dr. Karl Bornhäuser war lange Vorsitzender des Kammerorchesters und noch länger spielte er als Stimmführer der Bratschen. Der Dirigent zu ihm: „Herr Dr. Bornhäuser: nicht VORbratschen, sondern MITbratschen!“

Bei einer Besprechung des Vorstandes mit dem Dirigenten über die zukünftige Programmgestaltung wurde der Wunsch geäußert, Mozarts Sinfonie Nr. 36, KV 425, die sogenannte „Linzer Sinfonie“ spielen zu dürfen. Hannes Schmeisser wirkte unentschlossen, versprach aber: wenn die Sinfonie doch nicht zur Aufführung käme, würde er wenigstens eine Linzer Torte selber backen und dem Orchester spendieren.

Wenn wir bei den Proben mit Hannes Schmeisser zur Linzer Sinfonie von Mozart viel zu laut spielten: „Leute, es heißt doch MoZART und nicht MoGROB!“

Das Probenwochenende vor dem Herbstkonzert im Waldschulheim Indelhausen war alljährlich ein fester und wichtiger Termin im Jahresverlauf, natürlich auch immer verbunden mit vielen Aufgaben für die Verantwortlichen. Im Oktober 2000 wollte eine Mitspielerin der zweiten Geigen dem 1. Vorsitzenden einen Gefallen tun und ihm die Arbeit für das obligatorische Gruppenfoto abnehmen. Er durfte also diesmal ohne seine große und schwere Fototasche anreisen. Am Sonntagmorgen wurde er jedoch von besagter Geigerin gefragt: „Haben Sie zufällig einen Negativfilm dabei? Oder wissen Sie, wo man hier im Lautertal heute Morgen einen Film kaufen kann??“

In der Generalprobe vor dem samstäglichen Herbstkonzert: „Die Damen werden gebeten, für Samstag ihren Farbkasten hervorzuholen, damit der Mendelssohn nicht so blass wird!“

Das Waldschulheim in Indelhausen im Lautertal diente uns oft als Probenort über ein ganzes Wochenende – eine Art Jugendherberge mit Stockbetten, 6er- oder 8er-Zimmern und Etagenduschen mit kaltem Wasser. Auf der Heimfahrt wollte Barbara Munz nun genau wissen, wer wann und wo und warum und mit wem und wie lange geschlafen hatte. Helma konnte zumindest von einer Maus in ihrem Bett berichten!

Foto: W. Honigberger – 2007