2011 Familienkonzert Kritiken

Familienkonzert – Tarkmanns Musik für Schwarte

Aus dem Reutlinger Generalanzeiger vom 19.10.2011

Schweine feiern

VON DAGMAR VARADY

METZINGEN. »Morgen Hochzeit bei Schwarte« – Schweinehochzeit wurde beim Familienkonzert in der Metzinger Stadthalle gefeiert. Bräutigam Schwarte und Braut Ringelschwänzchen gaben sich dort fröhlich das Jawort.

Komponist Andreas N. Tarkmann hat eine witzig-spritzige Musik zu Helme Heines bekanntem Kinderbuch »Na warte, sagte Schwarte« komponiert und gleichzeitig auch die Rolle des Sprechers übernommen. Eines Sprechers bedurfte es, um die Geschichte Heines zwischen und während musikalischen Darbietungen vorzutragen: In Swineland wird Schwartes und Ringelschwänzchens Hochzeit ausgiebig gefeiert. Alle sind gekommen. Zuvor muss die Hochzeitsgesellschaft jedoch erst herausgeputzt werden: »Na warte« – denkt sich Schwarte da jedes Mal: Erst sauber waschen, dann Kleider auf den Leib malen. Danach kann die Feier losgehen: Speis und Trank, Tanz und Gesang. Selbst ein Regenguss, der die Kleider wegwäscht, kann die Stimmung nicht trüben und Borstenhaar an Borstenhaar schlummern die Verliebten abends ein.

Das Metzinger Kammerorchester unter der Leitung von Oliver Bensch, fünf Bläsersolisten (Adrian Bernardi an der Tuba, Pia Sophie Stahl am Horn, Bruno Seitz als Posaunist, Tobias Freudenberg und Thorsten Feisthammel an der Trompete), ein Schlagzeuger (Lukas Ehret) sowie die beiden Kinderchöre unter Petra Blaich, »Young Mezzos« und »Mezzo Kids«, sie alle dürfen Tarkmanns Vertonung zu Gehör bringen.

Melodien im Zeitlupentempo

Und zwar erklingen genau 12 849 Noten zu dieser drolligen Geschichte, wie Tarkmann vorab erklärt. Den beiden schweinischen Hauptpersonen wird jeweils ein musikalisches Thema und ein Instrument zugeordnet und auch die ganze Gesellschaft ist musikalisch immer wieder erkennbar: Mal stolpert das karikierte Motiv und damit die Schweine herbei, mal rennen sie mit einem Bärenhunger und flotten Streicherklängen zur Tafel. Der Hochzeitswalzer wird musikalisch etwas tapsig und tollpatschig wiedergegeben, ein Trompetenaufsatz bei der Himmelbettszene erinnert an alte Schnulzen, und als das Brautpaar träumt, erscheinen die Melodien im Zeitlupentempo: traumwandlerisch.

Doch da die sehr ideenreiche und bildhafte Komposition alleine für ein Konzert etwas zu kurz wäre, bieten die Musiker vorab noch ein paar andere Dinge: reine Streichergebilde wie Mozarts »Eine kleine Nachtmusik«, Bachs »Air« und das gezupfte und scherzhafte »Plink Plank Plunk« von Leroy Anderson, wo Bensch seine Hüften schwingt und das Publikum künstlerische Einsätze bekommt. Nach den Streichern wird von Lukas Ehret das Schlagwerk präsentiert: nicht nur das übliche Rockschlagzeug, sondern auch ein Stück auf Vibrafon, »der große Bruder des Glockenspiels«, das wassertropfengleich perlt. Als Letztes dürfen die Blechbläser sich ans Werk machen. In den Saal eingezogen wird mit »Fuchs, du hast die Gans gestohlen« und das jazzige »That’s A Plenty« von Lew Pollack bringt Schwung herein. (GEA)

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Schweinchen im Glück

Metzinger Volksblatt am 18.10.2011

Metzingen.  „Schweine grunzen in der Stadthalle“, hieß es in der Ankündigung. Ganz so tierisch wurde das Familienkonzert des Metzinger Kammerorchesters nicht. Beabsichtigt war eher eine Hinführung zur Orchestermusik.

Mit diesem Familienkonzert rannte das Kammerorchester offene Türen ein. Die Stadthalle erwies sich als zu klein für den enormen Publikumsandrang aller Generationen, vom Kleinkind bis zu den Großeltern. Eine zündende Idee, die voll einschlug: Ein Familienkonzert mit dem Titel „Na warte, sagte Schwarte“ nach dem gleichnamigen Kinderbuch von Helme Heine und mit der dargebotenen Vertonung von Andreas N. Tarkmann.

Warten musste zunächst das Publikum, das teilweise lange vor dem Beginn die Reihen füllte. Wann kommt endlich das Schwein?, fragten sich manche, während etwa eine Stunde lang – ganz kultiviert und ohne Schwein – das Kammerorchester eine kleine, interessante Einführung in klassische Musik gab, moderiert von Orchesterleiter Oliver Bensch. Dieser machte durchaus familiengerecht neugierig auf Mozarts „Kleine Nachtmusik“ (1. Satz) und das „Air“ von Bach, die von den Streichern schwungvoll und spannungsreich dargeboten wurden; danach konnte das Publikum in Leroy Andersons gezupftem „Plink Plank Plunk“ schnippend und klatschend mitwirken, was bestens gelang. Allerdings hätte man mit diesem ersten Teil ein eigenes Familienkonzert füllen und gestalten können. Gerade für kleinere Kinder sind kurze Hör- und Mitmach-Einheiten besser geeignet. Als Einleitung zum Schweine-Hauptteil war dieser Programmteil zu eigenständig und umfangreich.

Nach etwa einer Stunde kamen endlich die Schweine, genauer: die Vertonung von „Na warte, sagte Schwarte“ von Andreas N. Tarkmann, einem bekannten Arrangeur und Komponisten mit einer Professur in Mannheim. Was ein wenig vermisst wurde, waren die Bilder von Helme Heine, die das Plakat zieren und im Buch – als wesentlichen Punkt – die Verwandlung der rosa Tiere mittels Farbe in bunte Hochzeitsgäste zeigen; ihre Einbindung war nicht möglich gewesen.

Dafür wirkte der Komponist persönlich mit. Er erzählte, wie es zur Vertonung kam, beschrieb anhand der angespielten Motive, wie er eine Komposition aus Bausteinen zusammenfügt, und las als sympathischer Sprecher Helme Heines Text, um den herum seine Musik sich gruppiert. Die Hauptrollen darin haben fünf eigens geladene und sich zuvor im Ensemble präsentierende Blechbläser-Solisten: Schwarte wird von der Basstuba verkörpert, seine Braut Ringelschwänzchen durch das Horn, begleitet vom Orchester.

Die Musik ist gut gemacht, die Themen einprägsam, das Ohrwurm-Lied von den Glücksschweinen wird frisch und sauber von einem durch Petra Blaich geleiteten Kinderchor gesungen, und die Instrumentalisten haben hörbar Spaß an der vielseitigen Variation des Schweine-Motivs und der klaren, bildhaften Klangsprache. Im Schweinsgalopp gehts zur Hochzeit mit Schweinelied und Ländler-Tanz, zu Schmauserei und Planscherei. Am Ende träumen Braut und Bräutigam im Stall vom Schweinelied, das zum Schluss der Kinderchor nochmals vorträgt. Trotz Längen gab es viel Jubel und Applaus. Fazit: Auch Laienensembles können erfolgreich Familienaufführungen bestreiten, am besten mit fachkundiger Unterstützung. Mehr davon bitte!

SUSANNE ECKSTEIN

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