1997 Herbstkonzert

25 Jahre Hannes Schmeisser

20. Herbstkonzert am 22.11.1997 in der Stadthalle Metzingen

Antonio Vivaldi (1678 – 1741) Konzert für Trompete und Orchester, B-Dur
– Allegro – Largo – Allegro –
Solist: Matthias Beck
Johannes M. Sperger
(1750 – 1812)
Konzert für Horn und Orchester, D-Dur
– Allegro moderato – Andante poco adagio – Rondo: Allegro moderato –
Solist: Klaus Pietsch
Edvard Grieg (1843 – 1907) “Aus Holbergs Zeit” – Suite im alten Stil, op. 40
– Präludium: Allegro vivace – Sarabande: Andante espressivo – Gavotte: Allegretto – Air: Andante religioso – Rigaudon: Allegro con brio –
Sergej Rachmaninow
(1873 – 1943)
Romanze und Scherzo für Streichorchester
– Romanze: Andante espressivo – Scherzo: Allegro –
Leopold Mozart (1719 – 1787) Konzert für Alphorn und Orchester, G-Dur
– Allegro – Andante – Presto –
Solist: Klaus Pietsch
Dirigent: Hannes Schmeisser

Matthias Beck wurde 1962 in Dettingen/Erms geboren. Anregungen im Elternhaus und im CVJM-Posaunenchor brachten ihn früh auf die Idee, Trompete spielen zu wollen. Einen ersten Lehrer fand er in seinem Vater.
1978 begann er mit 16 Jahren sein Studium an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart bei Prof. Hartmut Strebel im Fach Blockflöte und bei Prof. Heribert Rosenthal im Fach Trompete. 1984 hatte Matthias Beck sein Musikstudium in Stuttgart und in Nürnberg mit dem Konzertexamen erfolgreich abgeschlossen.
Nach dem Wehrdienst beim Heeresmusikkorps I in Hannover begann er eine Lehre als Metallblasinstrumentenmacher bei der Firma H. Glassl in Nauheim. Nach der erfolgreichen Meisterpüfung in diesem Beruf gründete er in Dettingen seine eigene Werkstatt. 1996 übernahm er als Geschäftsführer darüber hinaus das von seinem Vater Werner Beck 1975 gegründete Musikhaus Beck.
Die glückliche und einmalige Personalunion zwischen dem Konzertsolisten und dem Instrumentenbauer ermöglicht es Matthias Beck nicht nur mit Kompetenz auf Wünsche seines illustren Kundenkreises einzugehen, sondern auch im Bereich des Instrumentenbaues innovative Lösungen anzubieten.
So gibt es bis heute kein der Piccolo-Trompete entsprechende Horn, das die sehr hohen Partien des Barock und der Klassik mit dem vollen charakteristischen Hornklang spielen könnte. Bis jetzt werden diese hohen Partien mit Flügelhörnern oder mit dem so genannten Corno da caccia gespielt, die klanglich nicht befriedigen können. Matthias Beck ist es gelungen, ein ganz neues Piccolo-Horn zu entwerfen und zu bauen. Es ist eine Oktave höher gestimmt und hat trotzdem die Technik und den vollen Hornklang des großen Orchesterhornes.
Auf diesem neuen, einzigartigen Piccolo-Horn wird Matthias Beck das Hornkonzert in D-Dur von Johannes M. Sperger blasen.

Klaus Pietsch wurde 1953 im niedersächsischen Bramsche bei Osnabrück geboren.
Im Alter von sieben Jahren begann er seine musikalische Ausbildung im Fach Klavier bei Prof. Emil Scheithauer in Osnabrück, mit neun Jahren erhielt er den ersten Hornunterricht bei Prof. Heinrich Lübke, Dozent für Horn am Städtischen Konservatorium Osnabrück. Nach dem Abitur 1969 begann Klaus Pietsch ein Studium für Horn und Klavier am Hochschulinstitut für Musik und Darstellende Kunst in Osnabrück bei den Professoren Adolf Leppich (Horn) und Ingolf Henning (Klavier), das er 1973 abschloss.
Die künstlerische Reifeprüfung erhielt Klaus Pietsch 1975 nach seinem Studium für Horn an der Staatlichen Musikhochschule Hamburg bei Prof. Heinrich Keller. Bis Sommer 1977 folgten weitere Hornstudien bei Janós Gallay Vigh, dem damaligen 1. Solohornisten der Radiophilharmonie des NDR-Hannover. Sein erstes Orchesterengagement erhielt Klaus Pietsch bereits während des Studiums 1973 als 1. Hornist beim  Osnabrücker Sinfonieorchesters. Im August 1981 wechselte er als 1. Solohornist zur Württembergischen Philharmonie Reutlingen.
Neben seinen beruflichen Verpflichtungen engagiert sich Klaus Pietsch – zum Glück auch für das Kammerorchester Metzingen- auf die vielfältigste Weise. So brachten ihm seine ständige Mitgliedschaft im Beermann-Quintett Osnabrück (Flöte, Oboe, Klarinette, Horn und Fagott) zahlreiche kammermusikalische Verpflichtungen, Einspielungen für den NDR-Hannover und Radio Bremen, sowie Tourneen durch Frankreich und Belgien.
Zahlreiche Verpflichtungen ergeben sich in Reutlingen aus seiner Mitgliedschaft im Philharmonischen Quintett Reutlingen, sowie im Blechbläserquintett “Brasszination” (zwei Trompeten, Posaune, Horn und Tuba), zwei Kammermusikvereinigungen der Württembergischen Philharmonie. Trotz aller zeitraubender Verpflichtungen bleibt Klaus Pietsch die musikalische Erziehung junger Menschen ein Anliegen. So engagiert er sich zum Beispiel als Horn- und Klavierlehrer an den Musikschulen Eningen u.A. und Bad Urach.
Heute Abend zeigt sich uns Klaus Pietsch von seiner humorvollen Seite. Er beweist, dass man zum Hornspielen nicht unbedingt auch ein Horn braucht.

Hannes Schmeisser wurde 1934 in Freilassing geboren. Sein Violinstudium am Salzburger Mozarteum bei den Professoren Theodor Müller und Filiberto Estrela beendete er 1956 mit der künstlerischen Reifeprüfung. Es folgten zwölft fruchtbare Jahre des Lernens und Lehrens außerhalb von Europa. Allein zehn Jahre davon verbrachte er in Chile, wo er ab 1958 als 1. Konzertmeister und stellvertretender Dirigent des Sinfonieorchesters Concepcion tätig war. Ausgedehnte Konzertreisen führten ihn durch Chile und Argentinien, drei Monate reiste er mit dem Dallas Sinfonieorchester unter Paul Kletzki durch Nordamerika. Als die politischen Verhältnisse in Chile untragbar wurden, kehrte er 1969 nach Europa zurück. Seit 1974 bis zu seiner Pensionierung im Sommer dieses Jahres bekleidete er die Position des 1. Konzertmeisters der Württembergischen Philharmonie in Reutlingen. Seine besondere Zuneigung galt und gilt der Kammermusik. So war er zehn Jahre Mitglied der “Camerata Academica” unter Prof. Dr. Paumgartner und Spiritus rector des Suevia Quartetts und des Suevia Klaviertrios.
1972 übernahm Hannes Schmeisser die Leitung des Metzinger Kammerorchesters. Das war vor einem Vierteljahrhundert. Was mögen die Gründe sein für ein so außerordentliches stabiles, unentgeltliches! Engagement als Lehrer, Erzieher, als Vorbild? Hannes Schmeisser besitzt ein Höchstmaß an Musikalität. Er glaubt daran, dass wenn nur die Liebe zur Musik stark genug ist, und ein bisschen Fleiß und guter Wille dazu kommen, dann können die Grenzen des Machbaren für ein Laienensemble weit hinausgeschoben werden. Dieses unerschütterliche, fördernde Vertrauen, seine schier endlose Geduld, sein sicheres Wissen und seine liebenswürdige, charmante Art sichern ihm seine fraglose Akzeptanz.

Das Programm, ein Spaziergang durch die Jahrhunderte, trägt unverkennbar seine Handschrift. Barock, Klassik und Romantik im ersten Teil zeigen die sorgfältige, kompromisslose musikalische Arbeit. Im zweiten Teil spiegelt sich seine komödiantische Ader. Für einen musikalischen Spaß ist er immer zu haben.

Wir schauen in dankbarer Erwartung gespannt auf die nächsten 25 Jahre und versprechen nie mehr ein Sches und keinen drögen Magerquark mehr zu spielen, die Sechzehntelpausen und die Akzente endlich ernst zu nehmen und uns zu bemühen, ein noch musikalischeres Orchester zu Werden.

Werner Fitz