2008 Herbstkonzert

31. Herbstkonzert

am 15.11.2008 in der Stadthalle Metzingen

Wolfgang Amadeus Mozart
(1756 – 1791)
Sinfonie Nr. 20, D-Dur, KV 133
– Allegro – Andante – Menuetto – Allegro –
Bernard Herrmann (1911 – 1975) Prelude aus “Psycho”
(aus dem gleichnamigen Film von Alfred Hitchcock)
arr. Paul Levander
Aaron Copland (1900 – 1990) “Quiet City” für Englischhorn, Trompete und Streicher
Solisten: Wolfgang Dautel, Trompete
Andreas Vogel, Englischhorn
Jean Sibelius (1865 – 1957) Rakastava (Der Liebende) op. 14
für Streichorchester, Pauken und Triangel
– Der Liebende
– Der Pfad der Liebenden
– “Gute Nacht mein Schatz, leb wohl”
Joseph Haydn (1732 – 1809) Cellokonzert C-Dur
– Moderato – Adagio – Finale: Allegro molto –
Solistin: Chihiro Saito, Violoncello
Lotus String Quartet
Leitung:  Oliver Bensch

„Wann spielen wir wieder mal was von Mozart?“ Diese Frage wurde bei den Orchesterproben wiederholt an den Dirigenten gestellt und so beeinflusste sie die Programmauswahl zum 31. Herbstkonzert.

Als festlicher Beginn steht deshalb die Sinfonie Nr. 20 in D-Dur KV 133 des jungen Mozart auf dem Programm. Sie erscheint recht selten auf den Konzertprogrammen, obwohl sie bereits viele Eigenheiten des reifen Mozart aufweist: den festlichen Kopfsatz mit seinem singenden Hauptthema und der originellen Reprise, die das Hauptthema erst in der Coda bringt; das graziöse Andante, dessen Melodie man schon seit Jahren zu kennen glaubt; das kraftvolle Menuett mit dem kontrapunktisch raffinierten Trio und das mitreißende Finale. Bemerkenswert ist hier die ungewöhnliche Besetzung mit zwei Trompeten ohne die sonst üblicherweise mitspielenden Pauken.

Klassisch wird das Programm auch beendet mit dem 1. Konzert in C-Dur für Violoncello und Orchester von Joseph Haydn. Dieses virtuose Cellokonzert wurde für Joseph Weigl geschrieben, dem Solocellisten des Orchesters am Hofe Esterházy. Es galt bis zur Auffindung der Stimmen 1961 im Prager Nationalmuseum als verschollen. In seinen drei Sätzen wird das Cello in all seinen melodiösen und virtuosen Möglichkeiten ausgeschöpft und erfreut sich dadurch bei Musikern und Publikum einer sehr großen Beliebtheit.

Als Kontrast zu diesen beiden „klassischen Highlights“ stehen Werke der klassischen Moderne. Mit dem Prelude aus dem Filmklassiker „Psycho“ von Alfred Hitchcock, komponiert von Bernard Herrmann, gibt es einen kurzen Ausflug in die Filmmusik. Bernard Herrmann gilt als einer der großen Filmkomponisten Hollywoods, komponierte aber auch Opern und war als Dirigent tätig. Eine intensive Zusammenarbeit verband ihn mit dem Regisseur Alfred Hitchcock. Für den Film „Psycho“ schuf Herrmann eine unvergessliche Filmmusik, die vor allem von Streichern und ihren klanglichen Effekten geprägt ist.

Aaron Copland gilt als einer der bedeutendsten Musikerpersönlichkeiten  im Amerika des 20. Jahrhunderts. Viele seiner Werke sind inzwischen so verbreitet, dass sie bereits Teil des kollektiven Unterbewusstseins von Amerika geworden sind. Diese Popularität erreichten vor allem seine Kompositionen aus den 30er und 40er Jahren, die er selbst als leicht zugänglich bezeichnete. Sein musikalischer Schreibstil ist geprägt vom Jazz, den er in allen rhythmischen und harmonischen Möglichkeiten auslotet. Verbunden mit klassischen Kompositionstechniken findet er seine ureigenste musikalische Sprache, die sogleich „typisch amerikanisch“ wirkt.
Das Konzertstück „Quiet City“ für Trompete und Englischhorn entstand aus dem thematischen Material der Schauspielmusik zu einem Theaterstück, das nach zwei Vorstellungen bereits wieder abgesetzt wurde. Im Mittelpunkt steht ein geplagter jüdischer Junge, der seiner Einsamkeit auf der Jazztrompete Ausdruck verleiht. Copland wollte mit seiner Musik „die Nostalgie und das innere Elend einer Gesellschaft ausdrücken, die sich ihrer eigenen Unsicherheit wohl bewusst ist“.

Auch die Suite „Rakastava“ für Streicher, Pauken und Triangel von Jean Sibelius hat einige Umformungen durch seinen Schöpfer erfahren, ursprünglich war sie als Männerchor konzipiert. Der Komponist arbeitete sie einige Male um, bis er sie in der heute gültigen Fassung veröffentlichte. Das dreisätzige Werk erscheint sehr schlüssig und ist, trotz der instrumentalen Beschränkung, ein typisches Beispiel für den eigenwilligen und höchst originellen symphonischen Stil von Sibelius: bei allem melodischen Gehalt geprägt von einer kantigen, herben und konzentriert expressiven Kompositionsweise jenseits aller Sentimentalität.

Wolfgang Dautel erhielt seine Ausbildung zum Orchestertrompeter an den Musikhochschulen in Karlsruhe und Saarbrücken, wo er bei Adolf Weresch, Stefan Houy, Peter Leiner und Bernhard Kratzer studierte. Dieses Studium schloss er 1995 mit der Diplomprüfung ab.
Es folgte ein Aufbaustudium bei Horst–Dieter Bolz und Michael Laird (Barocktrompete) an der Musikhochschule in Trossingen, das er 1999 mit der künstlerischen Reifeprüfung abschloss. Überdies besuchte er Meisterkurse bei so renommierten Trompetern wie Vincent Cichowitz und Timofei Dokschitser.
An zwei Musikschulen im Kreis Ludwigsburg hatte er Lehraufträge für Trompete, Ensembleleitung und Blasorchesterdirigieren inne. Engagements verbanden ihn außerdem mit der Württembergischen Philharmonie Reutlingen, dem Stuttgarter Kammerorchester, den Stuttgarter Philharmonikern sowie den Opernhäusern in Stuttgart, Mannheim und Karlsruhe.
Seit diesem Jahr lebt  Wolfgang Dautel in der Schweiz, wo er als Trompetenpädagoge und Blasorchesterdirigent unter anderem an der Jugendmusikschule Zürich arbeitet. Darüber hinaus geht Wolfgang Dautel einer überaus regen Tätigkeit als Orchestertrompeter und Solist nach.

Der Oboist Andreas Vogel begann sein Studium bei Prof. Willy Schnell an der Musikhochschule Stuttgart, das er 1990 mit dem Konzertexamen abschloss.  Seit dieser Zeit ist er Mitglied des Orchesters der Ludwigsburger  Festspiele.
Zahlreiche Engagements  bei den Stuttgarter Philharmonikern, dem Staatsorchester Stuttgart und dem RSO Stuttgart folgten. Seine besondere Vorliebe gilt der Kammermusik. Konzerte mit dem Trio Barocco Vivente, dem Pro Arte Ensemble und dem CAMAS Bläserquintett  in renommierten Konzertreihen führten ihn durch ganz Deutschland, nach  Japan,  Korea und China. Als Solist spielte er mit verschiedenen  deutschen Kammerorchestern  unter anderem Konzerte von Mozart, Vivaldi, J.S. Bach und R. Strauss.

Chihiro Saito studierte an der Tokyo University of Fine Arts and Music und in der Solistenklasse an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart bei Yasushi Horie, Raine Flashot und Peter Buck. Meisterkurse absolvierte sie bei David Geringas, Philipp Müller und Daniel Shafran.
Chihiro Saito errang mehrere Preise, u.a. „Ataka-Preis“ der Tokyo University of Fine Arts and Music, Japan music competition, Japan chambermusic competition und Vega Competition. Als Mitglied des Lotus Quartetts erzielte sie Preise beim BDI Wettbewerb in München, „G.B Viotti Concorso Internazional Musica“, „Premio Paolo Borciani“, sowie den „Menuhin-Preis“ bei der London International Stringquartett Competition.
Solokonzerte spielte Saito mit dem Orchester der Tokyo University of Fine Arts and Music (Haydn), dem Tokyo Junior Orchestra (Tschaikowsky, Dvořák), Tokyo City Philharmonic Orchestra (Schumann), den Stuttgarter Philharmonikern (Lalo) und dem Stuttgarter Kammerorchester (Vivaldi).
Außerdem gastierte sie mit dem Lotus Quartett in zahlreichen Musikzentren wie Berlin, Paris, Hamburg, Madrid und Amsterdam, beim Braunschweiger Kammermusik Podium, Davos International Musicfestival, Kissinger Sommer, Luzern Festival, Mecklenburg-Vorpommern Festspiele, Mosel Festwoche, Rheingau-Musikfestival, Schleswig Holstein Musikfestival und Schwetzinger Festspiele.

Oliver Bensch studierte Violine und Viola an der Musikhochschule Hannover bei Roman Nodel,  Oscar C. Yatco und anderen, dann  Dirigieren bei Gudni Emilsson, Trossingen und Wolfgang Heinz, Staatsoper Stuttgart.
Er unternahm europaweite Tourneen als Geiger und Bratscher in verschiedenen Ensembles und Orchestern, ebenso nahm er unter anderem teil an den Festivals in Salzburg, Millstadt, Bregenz, Hersfeld und Ludwigsburg. Er wirkte mit bei Produktionen der Staatstheater in Hannover, Braunschweig und Innsbruck, außerdem war er Gründer und Konzertmeister des „Orchester op. 7“ in Nordrhein-Westfalen.
Dazu kamen umfangreiche Studioarbeit und Mitwirkung bei CD-Produktionen (u.a. Randy Crawfort und Elsbeth Moser) und die Leitung einer Geigen/Bratschen-Klasse an der Jugendmusikschule Freiberg/N. Seit 1999 ist er Dirigent der „Jungen Sinfonie“ Freiberg/N., seit 2006 künstlerischer Leiter des Kammerorchesters Metzingen und Gastdirigent bei Orchestern im süddeutschen Raum, beispielsweise  beim Christophorus Sinfonieorchester Stuttgart. Oliver Benschs umfangreiches Repertoire umfasst sämtliche Stilrichtungen der symphonischen Musik mit besonderem Schwerpunkt auf Romantik und Moderne. Auch die zahlreichen Aufführungen von Werken aus den Bereichen Oratorium, Oper und Musical zeigen die Bandbreite seiner musikalischen Aktivitäten.