Barockes aus zweiter Hand
Sonntag 16. November 2025 um 17 Uhr Stadthalle Metzingen
Programm
Wolfgang Amadeus Mozart: Adagio und Fuge c-moll KV 546
Arvo Pärt: Collage über B-A-C-H
Peter Breiner: Beatles-Concerto Grosso Nr. 1 im Stil von G.F.Händel
Alfred Schnittke: Suite im alten Stil
Oliver Bensch Leitung
Wolfgang Amadeus Mozart (1756 -1791)
Konstanze liebte Bach.
Als Kind schon spielte Mozart Musik von Bach, Kontrakunkt lernte er bei Padre Martini in Italien und die Musik Johann Sebastian Bachs und Georg Friedrich Händels, lernte er bei Gottfried van Swieten kennen.
„Ich gehe jeden Sonntag mittags zum Baron von Suiten, wo nichts anderes gespielt wird als Händel und Bach. Ich stelle gerade eine Sammlung der Fugen von Bach zusammen –
nicht nur von Sebastian, sondern auch von Emanuel und Friedemann Bach. Ich sammle auch Händels Fugen…
Ich küsse tausendmal Ihre Hände, umarme meine liebe Schwester von ganzem Herzen und
bin immer Ihr gehorsamster Sohn, W. A. Mozart.“
In einem Brief an seine Schwester verrät er wohl aber den wahren Grund seiner Barock-Kompositonen:
„Als die Konstanze die Fugen hörte, ward sie ganz verliebt darein – sie will nichts als Fugen hören, besonders aber nichts als Händel und Bach. – Weil sie mich nun öfters aus dem Kopfe Fugen spielen gehört hat, so fragte sie mich ob ich noch keine aufgeschrieben hätte? – und als ich ihr nein sagte, so zankte sie mich recht sehr, dass ich eben das künstlichste und schönste in der Musik nicht schreiben wollte, und gab mit Bitten nicht
nach, bis ich ihr eine Fuge aufsetzte, und so ward sie.“
Arvo Pärt geb. 1935
Manchmal beginnt etwas Neues mit einem kaputten Klavier.
„Es hatte nur die Hälfte der Hämmer, und auch die gingen immer mehr kaputt. Und als es schon ganz schlimm war, da habe ich halt stumm gespielt und mir einen Klang vorgestellt, der wunderschön war. Das war vielleicht eine erste kompositorische Übung.“
Erzählt der 1935 im estnischen Paide geborene Arvo Pärt. Aus der Not machte er eine Tugend und entwickelte aus dem ursprünglichen Mangel dann etwas ganz Neues: seinen ganz eigenen minimalistischen Stil, für welchen sein Lehrer Heino Eller nicht ganz unbedeutend gewesen sein dürfte. Und bei der Konzentration auf das Wesentliche, der Befreiung unnützer Schnörkel ist Pärt keineswegs zurückhaltend: „Es ist viel schwieriger, eine einzige passende Note zu finden.
Diese Suche nach der einen passenden Note führte ihn zu Schostakowitsch, Prokofjew und Bartók, dann zu Zwölftonmusik und dem Serialismus. Doch auch hier waren zuviel musikalische Zwänge, die er dann mit Collagen, der Vermischung fremder Musik mit eigenen Kompositionen, überwand. So entstand 1964 die Collage über B-A-C-H, in der er seine modernistische Musik mit Passagen Bachs kombiniert. Unverkennbar ist Pärts Stil von größtmöglicher Beschränkung auf das Wesentliche – von Kind auf hatte er das mit dem defekten Klavier gelernt – eben diesen einen richtigen Ton zu finden, um in quasi meditativem Zustand den Alltag hinter sich zu lassen.
Peter Breiner geb. 1957
In der Slowakei geboren, begann Peter Breiner mit vier Jahren Klavier zu spielen und startete bereits im Alter von neun Jahren sein Studium von Klavier, Schlagzeug, Komposition und Dirigieren in Košice. Das Kompositionsstudium schloss er in Bratislava bei Alexander Moyzes ab.
Er dirigierte u.a. das Royal Philharmonic Orchestra, das Moskauer Symphonieorchester, das Jerusalem Symphony Orchestra und trat dabei oft als Pianist auf. Seine über 260 Alben zeugen von seiner Produktivität als Komponist, Dirgent, Arrangeur und Pianist. Weltweit bekannt wurde er durch seine Arrangements aller Nationalhymnen, die bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen gespielt wurden, für Adpationen von Elvis Presley und die Barockversionen von Beatles-Songs.
Mit seinen Arrangements der Lennon/Mc Cartney-Songs nimmt uns Breiner mit auf seine Magical Mystery Tour durch die Sechziger. Die barocke Vertonung im Stil eines Georg Friedrich Händel wertet die Hymnen der Flower-Power-Generation nochmals auf.
Alfred Schnittke (1934 -1989)
Bei der Uraufführung von Arvo Pärts Tabula Rasa 1977 in Tallinn begleitete Alfred Schnittke Gidon Kremer und Tatjana Gridenko am Klavier. Als Vertreter der Avantgarde war Pärts Musik natürlich hoch interessant für ihn. Alfred Schnittke bekam seine erste musikalische Ausbildung in Wien, besuchte dann das Moskauer Konservatorium, an dem er auch unterrichtete.
Als russischer Komponist, der auch in Deutschland lebte, ordnete er sich selbst aber nicht in die klassiche russische Schule ein:
„ich bin wohl ein Produkt der russischen Musikentwicklung, aber gleichzeitig auch der deutschen Musik, und nicht nur der modernen, sondern auch der frühen.“ Welch Faszination die Barockmusik auf ihn ausübte, wird in der „Suite im alten Stil“ sehr deutlich, wobei er sich als Zeitgenosse der Avantgarde die Freiheit nimmt, diese teils ironisch zu gestalten. Barockes verwandelt er in der Pantomime zu einem Schubertschen Ländler um diesen dann im Rokoko zu enden zu lassen.