Zum Vierzigsten eins draufgesetzt
Susanne Eckstein | 21.11.2017
„Mit vierzig wird der Schwabe g’scheit“ – so begann der Text im Jubiläums-Programmheft zum 40. Herbstkonzert des Kammerorchesters. Dabei hat das Orchester so einen Sprung gar nicht nötig, die kontinuierliche Weiterentwicklung beweist es. Zumal in den vergangenen elf Jahren unter Oliver Bensch ist es seinem Konzept der Verbindung von Klassik und Moderne treu geblieben, es hat sich zu sinfonischer Stärke erweitert und dabei verjüngt.
Das Schwabenalter konnte allerdings nicht verhindern, dass im Programmheft die näheren Angaben zu den Stücken oder deren Teilen fehlten. Dabei wär’s durchaus interessant gewesen zu wissen, dass – beispielsweise – Melisande am Ende aus Liebeskummer stirbt, oder um welche Gemälde von Paul Klee es in den „Five Klee Pictures“ ging, zumal diese zusammen mit den auf sie bezogenen Bildern aus dem Kindermalprojekt im Foyer auslagen. Rein musikalisch jedoch ist das Konzert rundum gelungen. Das Programm bot drei Komponisten aus drei Epochen: Jean Sibelius (Spätromantik), Peter Maxwell Davies (Moderne) und Mozart (Wiener Klassik.)
Tiefgründige Spätromantik
Mit „Pelleas und Melisande“ von Sibelius eröffnete das sinfonisch besetzte Orchester den Abend mit tiefgründiger Spätromantik. Auch wenn Bewegung im Saal die Konzentration wiederholt störte, gelang es den Musikern unter Oliver Benschs inspirierender Leitung, mit sensibler Tongebung die Atmosphäre von Melancholie und dunklem Geheimnis um die Geschichte der Melisande heraufzubeschwören. Besonders ausdrucksvoll: die Holzbläser-Soli und das sanfte Verlöschen in Schönheit zum Schluss. Da war’s still im Raum.
Einen harten Kontrast dazu bildeten die „Five Klee Pictures“ von Peter Maxwell Davies, eine kompromisslos moderne musikalische Umsetzung von fünf Gemälden von Paul Klee (die Titel seien hiermit nachgetragen: Ein Kreuzfahrer, Garten im Orient, Die Zwitschermachine, Heilige aus einem Fenster und Ad Parnassum). Offenbar haben sich die Orchestermitglieder unter Oliver Benschs Anleitung intensiv mit diesen Stücken auseinandergesetzt; sie musizierten sie präzise und intensiv: lustvoll hölzern den marschierenden „Kreuzfahrer“, mit ausdrucksvollen Bläser-Lineaturen den „Garten im Orient“, die „Zwitschermaschine“ gekonnt als heißlaufenden Orchesterapparat, verhalten poetisch die Heilige hinter Glas und „Ad Parnassum“ als schwierigen Aufstieg zum Gipfel der Musen.
Einen Jubiläums-Höhepunkt bot Mozarts Konzert für zwei Klaviere KV 365 mit den Metzinger Pianisten Traute Kiuntke und Michael Korneck als Solisten. Die Flügel standen sich am Bühnenrand gegenüber, dazwischen der Dirigent; so waren die Solisten zwar weit voneinander entfernt, doch Zwiesprache und Wechselspiel kamen so im Raumklang plastisch zur Geltung.
Beide Pianisten zeichneten sich durch sensiblen Anschlag und stilbewusste Gestaltung aus, in wachem Dialog miteinander und mit dem Orchester schufen sie eine hochmusikalische und beseelte Interpretation, dem Finalsatz verliehen sie Brillanz und Frische. Dem herzlichen Schlussapplaus folgte eine witzige Zugabe: Mozarts bekannte C-Dur-Sonate KV 545 in der Bearbeitung für zwei Klaviere von Edvard Grieg.
Im Anschluss an das Geburtstagskonzert lud Oliver Bensch zum Empfang ins Foyer, wo entspannt und in großer Runde gefeiert wurde.